Märkte/Börsen (Stand jeweils Morgenpreise)
17.09.2020 | 08.09.2020 |
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Brent | USD/Fass | 42.04 | 39.81 | |
Gasöl fob Rotterdam | USD/Tonne | 324.50 | 322.75 | |
chselkurs | CHF/USD | 0.9114 | 0.9090 | |
Marktlage vom 17.09.2020 (Quelle Futures Service)
Die US-Rohöbestände sind schwächer als vom API gemeldet gesunken, der Rückgang setzt den Trend der letzten Wochen allerdings fort und so liegen die Rohölvorräte nun auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang April. Sicherlich ein bullisher Faktor, doch sind die Zahlen durch Hurrikan Laura noch immer verzerrt. Der Sturm hatte einen großen Teil der Ölproduktion in der Golfregion zum Erliegen gebracht und Importe sowie Exporte verhindert.
Die Zahlen sind also insgesamt mit Vorsicht zu genießen. Ein Blick auf die Gesamtbestände zeigt, dass diese in der Berichtswoche gestiegen sind und nun bei 1,43 Mrd. Barrel liegen. Das ist zwar weniger als das Rekordhoch von Anfang Juli, als die Vorräte bei rund 1,46 Mrd. Barrel lagen, doch noch nie waren die Bestände zur aktuellen Jahreszeit auf einem so hohen Niveau. Zum Vergleich: 2019 lagen die US-Gesamtvorräte zu dieser Jahreszeit bei rund 1,29 Mrd. Barrel.
Das zeigt auch das Problem, das der Markt weiterhin hat. Die Benzinnachfrage hat sich zwar erholt, der Bedarf an Flugbenzin sowie Diesel und Heizöl ist aktuell allerdings sehr gering. Die Bestände in diesen Kategorien legen kräftig zu und das sorgt für Probleme bei den Raffinerien. Die Raffineriemargen für Destillate sind extrem gering, doch gleichzeitig muss die Benzinnachfrage weiter gedeckt werden. Bei der Produktion fallen jedoch immer auch Destillate an, deren Bestände weiter steigen.
Preise für Destillate, wie beispielsweise ICE Gasoil, können sich dann teilweise anders entwickeln als Rohöl-Futures. Dies konnte man gestern sehr deutlich an den Börsen sehen, als die Destillate-Futures an ICE und NYMEX der späten Rallye von Rohöl und Benzin, im Anschluss an die US-Ölbestandsdaten, nicht folgten. Die Überversorgung im Destillate-Bereich bleibt damit belastend für die Ölbörsen.
Nachdem Hurrikan Sally nun wieder schneller vorankommt, sinkt die Gefahr von langfristigen Raffinerie- und Produktionsausfällen am Golf von Mexiko. Nachgelagert kommt nun eher der bearishe Effekt der Nachfrageausfälle zum Tragen, während die Ölförderung wieder hochgefahren wird. Dies relativiert nun den Preisanstieg der letzten Tage, der in Teilen durch den Hurrikan getriggert wurde.
Unterdessen hat die Ankündigung langfristig niedriger Zinsen durch die US-Fed aktuell kaum Einfluss auf die Ölbörsen. Trader warten nun sicherlich auf das Treffen des OPEC+ Kontrollgremiums JMMC und dessen Beschlüsse. Die Gruppe wird sich mit den Abweichlern beschäftigen müssen, nachdem die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) (16.09.2020 VAE produziert mehr als vereinbart) aber auch Länder wie der Irak mehr Öl gefördert hatten. Auch muss man ein Auge auf den potenziellen Produktionsanstieg in Libyen (15.09.2020 Libyen: Verhandlungen über Aufteilung der Öleinnahmen) haben, während der Iran eine Anhebung der Förderung ankündigte (16.09.2020 Iran steigert Ölförderung um 330.000 B/T).
Zudem prognostiziert man für Oktober nun eigentlich einen Rückgang der weltweiten Ölnachfrage. Logischerweise müsste sich die OPEC+ eigentlich für eine leichte Kürzung der Produktionsmengen aussprechen. Bleibt diese aus, oder werden die vereinbarten Kürzungen gar weiter gelockert, dürfte dies die Preise an den Ölbörsen belasten.
Nach der Rallye der vergangenen beiden Tage nehmen Trader nun Gewinne aus ihren Positionen mit. Die Futures kommen am Morgen unter Druck und insbesondere Gasoil gibt nach. Der weichere Euro/Dollar-Kurs verteuert die in Dollar gehandelten Ölpreise für das Inland zwar, doch beide Effekte kompensieren sich aktuell in etwa, sodass sich für Heizöl und Diesel heute Morgen nur kleinere Korrekturen zu gestern andeuten.